Kurban Said: Ali und Nino (Roman, 1937)

Wer den Roman geschrieben hat, der 1937 unter dem Pseudonym Kurban Said in Wien erschienen ist, wird bis heute diskutiert. Warum das bereits vergessene Buch 1970 wiederentdeckt wurde und zum Welterfolg avancierte, lässt sich nicht überzeugend erklären. Und umstritten ist auch, ob es das „Meisterwerk“ ist, als das es gerühmt wurde, oder ein Trivialroman.
In der Ölstadt Baku am Kaspischen Meer stehen sich am Anfang des 20. Jahrhunderts (und bis heute) islamische Tradition und europäische Moderne gegenüber. Als sich der vornehme Aserbaidschaner Ali und die christliche Georgierin Nino ineinander verlieben, hat ihre Liebe mit den Vorbehalten der Familien und Ethnien, aber auch mit der sehr unterschiedlichen Prägung der beiden Personen selbst zu kämpfen. Ali und Nino überstehen in der bewegten Epoche um den Ersten Weltkrieg wechselhafte Schicksale; ein glückliches Ende kann es nicht geben.
Der Roman führt in bunten Bildern eine vergangene orientalische Welt vor, die Konflikte aber, die ihn bestimmen, sind heute aktueller denn je.

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Peter Härtling: Eine Frau (Roman, 1974)

Katharina kommt 1902 als jüngstes Kind des Fabrikanten Georg Wüllner und seiner jüdischen Ehefrau Susanne in Dresden zur Welt. Sie wächst in einer Villa mit großem Garten auf. Die junge Frau schwankt zwischen Anpassung und Aufmüpfigkeit. Sie heiratet den Fabrikanten Perchtmann, zieht ins mährische Brünn und bekommt vier Kinder. Dem nationalen und antisemitischen Denken ihres Mannes steht sie kritisch gegenüber und sucht lieber den Kontakt zu den Arbeitern. Der Zweite Weltkrieg zerstört die Firma, die Familie, die Heimat, das Vermögen. Katharina flieht mit der Mutter, der jüngsten Tochter und der alten Kinderfrau nach Deutschland.
In Stuttgart, wo Katharinas Flucht schließlich endet, fängt sie als Packerin an, geht eine neue Beziehung ein und bereitet den Kindern ob ihrer Eigenwilligkeit ziemlichen Ärger. Sie ist mal Bürgerliche, mal linke Aktivistin. Aber nirgendwo gehört sie „richtig“ dazu.

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