Bekannt wurde er als blutrünstiger Bürgerschreck und Star der Popliteratur. Jetzt, mit 61, haben sie versucht, ihn zum Klassiker zu machen: Dr. Dr. Rainald Goetz hat am 31. Oktober den Büchner-Preis für 2015 erhalten. Sein Roman „Johann Holtrop“ von 2012 (ja, diesmal tatsächlich ein Roman) führt vor, wie ein deutscher Top-Manager Top-Karriere macht und wie er abstürzt, am Schluss letal. Zugleich gibt (bzw. vollzieht) das Werk einen „Abriss der Gesellschaft“. Der Kapitalismus leuchtet in den Krisen- und Aufschwungjahren am Anfang des Jahrtausends „hell und wild wie noch nie“ – und verglüht. Kanzler Schröder spielt unter seinem Klarnamen mit, viele andere Prominente vermummt. Und Goetz selbst – schafft er es diesmal wirklich, das eigene Subjekt außen vor zu lassen? Das Motto des Buchs heißt „Wütend schritt ich voran“. Teile des Texts könnten sich in der Tat kaum wütender anhören. Aber Vorsicht: Wer ihn nur als hingeworfenes Pamphlet sieht, greift zu kurz.
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