Christoph Hein: Trutz (Roman, 2017)

Der Schriftsteller Rainer Trutz muss aus Nazi-Deutschland in die Sowjetunion auswandern. Er begegnet im Moskau der Vorkriegszeit Professor Waldemar Gejm, der über den Ursprung und die Funktion der Erinnerung forscht. Die parteioffizielle Gedächtnissteuerung durch den sowjetischen Staat wird den beiden Männern zum Verhängnis. Stalins Schergen sind erbarmungslos.
Viele Jahre später begegnen sich ihre Söhne von Trutz und Gejm im wiedervereinigten Deutschland. Sie haben fast dieselben schlimmen Erfahrungen wie ihre Väter gemacht.

Jackie Thomae: Brüder

2019 auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis

Mit den Augen und Ohren von zwei Halbbrüdern, deren senegalesischer Vater am Ende der sechziger Jahre in Ost-Berlin und Leipzig studierte, verfolgen wir zunächst die Probleme alleinerziehender Mütter, die letzten Jahre vor dem Mauerfall, die überschwänglichen Freiheitsgefühle danach und Erfahrungen mit alltäglichem Rassismus.
Die beiden männlichen Hauptpersonen sind völlig unterschiedlich und somit auch ihre jeweiligen Partnerinnen und Lebensverhältnisse. Dies spiegelt sich in wechselnden Sprachstilen und Erzählhaltungen. Die Überschriften der beiden Hauptteile charakterisieren Mick als ‚Der Mitreisende‘, der zu vielerlei bereit ist, auch zum Schmuggeln von Kokain, und Gabriel als ‚Der Fremde‘, dem es schwerfällt, sich anderen Menschen zu öffnen, der aber als Architekt von interessanten Objekten in aller Welt Erfolg hat.
Zum Abschluss des Romans macht der Vater nach 47 Jahren auf sich aufmerksam und kommt von Westafrika in die Mitte Europas nach Paris, um zu sehen, was aus seinen ersten beiden Kindern geworden ist.
„Kein Rassismusbuch“ – „ein Gesellschaftsroman“, so äußert sich die Autorin Jackie Thomae, die erst 2014 ihren afrikanischen Vater kennen lernte, als sie selbst schon 42 Jahre alt war und ihren ersten Roman veröffentlichte.