Eva Menasse: Dunkelblum, Roman (2021)

In Dunkelblum haben die Mauern Ohren, die Blüten in den Gärten haben Augen, sie drehen ihre Köpfchen hierhin und dorthin, damit ihnen nichts entgeht, und das Gras registriert mit seinen Schnurrhaaren jeden Schritt.
So beginnt der Roman von Eva Menasse, die 1970 in Wien geboren wurde und heute in Berlin lebt. Darin wird nicht nur das Massaker von Rechnitz verarbeitet, bei dem am Palmsonntag 1945 an die 200 ungarisch-jüdische Zwangsarbeiter während einer Schlossfestivität ermordet und in ein Massengrab geworfen wurden. Nein, aus der Sicht unterschiedlicher Personen, mit Erinnerungen und Gedankenassoziationen erleben wir beim Lesen viel allgemeiner und gleichzeitig auch differenzierter unaufrichtiges menschliches Verhalten – gepaart mit Vorurteilen jeder Art – nicht bloß im Zusammenhang mit der verdrängten Vergangenheit.
Man wünschte Gott, dass er nur in die Häuser sehen könnte und nicht in die Herzen.