Graham Greene: Orient-Express

Graham Greene, den man zu den meistbeachteten Romanciers des 20. Jahrhunderts zählen darf, ist bekannt für ungewöhnliche Schauplätze, die er als manisch Reisender selber aufs gründlichste kennen gelernt hat, und für die sehr besonderen Konflikte, in die der parteiferne Linke und unorthodoxe Katholik viele seiner Figuren bringt. Sein vierter Roman „Orient-Express“ von 1932, mit dem ihm der literarische Durchbruch gelang, ist kein Krimi wie Agatha Christies „Mord im Orient-Express“ (1934), aber ein bewusst auf Spannung und Publikumswirksamkeit angelegtes Buch.
Auf engem Raum zusammengeschlossen rast eine Vielzahl von Menschen durch den winterlich trüben und politisch unsicheren Balkan nach Istanbul, in luxuriösen Schlafkabinen ruhend oder auf die Sitzbänke der Holzklasse gepfercht. Und auch hier treffen wir auf ungewöhnliche Personen: Da ist ein reicher jüdischer Geschäftsmann, der sich ständig der Vorbehalte der anderen gegenüber seiner „Rasse“ bewusst ist. Da ist eine junge Revuetänzerin, aus der Unterschicht ins Künstlermilieu gelangt, die froh sein muss, eine Krankheitsvertretung in Istanbul ergattert zu haben. Und es gibt einen geheimnisvollen älteren Herrn, der Lehrer und doch eigentlich Arzt ist und dessen aufregende politische Vergangenheit erst allmählich aufgedeckt wird … Nicht alle Passagiere kommen am vorgesehenen Zielort an.