Martina Hefter: Hey guten Morgen, wie geht es dir? Roman (2024)

Martina Hefter, geb. 1965, hat für ihren 2024 erschienenen Roman „Hey guten Morgen, wie geht es dir?“ neben anderen Auszeichnungen den Deutschen Buchpreis erhalten.
Die zentrale Figur ist Juno, wie die Autorin selbst schon über 50 und immer noch als Performance-Künstlerin und Tänzerin aktiv. Die hochsensible Frau ist eigentlich nur auf der Bühne sie selbst, im täglichen Leben muss sie eine Rolle spielen, die eines normalen Menschen. Unermüdlich reflektiert sie, über Ausbeutung in allen möglichen Bereichen, über Astronomisches, über ihre Kindheit als gemiedene Außenseiterin. Weil sie nicht schlafen kann, ist sie nachts, wenn ihr MS-kranker Mann im Nebenzimmer eingeschlafen ist, im Netz unterwegs und macht sich auf verschiedenen Kanälen gern über junge Männer aus anderen Kontinenten lustig, die mit der weißen Lady eine Beziehung aufnehmen wollen. Aus solchen Chats stammt auch der flapsige Titel des Buchs. Einmal aber versucht ein Mann aus Nigeria sein Glück bei ihr, bei dem sie den Kontakt nicht so einfach abbrechen kann …

Han Kang: Die Vegetarierin (2007) und Griechischstunden (2011)

„Ich hatte einen Traum“, so begründet die weibliche Hauptperson im ersten Roman ihre Entscheidung, keine tierischen Produkte mehr zu sich zu nehmen. Beim Lesen merkt man schnell, dass mehr dahintersteckt. In drei Perspektiven (Ehemann, Schwager und Schwester) wird die Geschichte einer bis dahin pflichtbewussten Hausfrau erzählt, die nicht nur Fleisch, sondern danach auch sämtliche Aufgaben verweigert, die ihr in der patriarchalen Gesellschaft Südkoreas um die Jahrtausendwende aufgebürdet werden.

In „Griechischstunden“ stehen zwei in sich gekehrte Menschen im Zentrum: ein erblindender Mann, der Altgriechisch unterrichtet, und eine seiner Schülerinnen, die ihre Stimme verloren hat. Beide sind Mitte Dreißig; ihre zaghafte Annäherung wird durch wechselnde Perspektiven und poetische Verdichtung atmosphärisch gut nachvollziehbar präsentiert.
Die weiblichen Gestalten in den beiden Romanen haben viele Gemeinsamkeiten, während die männlichen Figuren sehr unterschiedlich dargestellt sind. Insofern ergänzen und erhellen sich die Texte gegenseitig.